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Vom Sodbrennen bis zum Speiseröhrenkrebs:

Patientenerfahrung von Herrn S.

Es fing alles ganz harmlos an.
Nachdem ich 1982 mit dem Rauchen aufgehört habe und in 6 Wochen 16 kg zugenommen habe, fing es mit dem Sodbrennen an.

Innerhalb von 3 Jahren, in denen ich das Sodbrennen immer häufiger mit Maaloxan unterdrückt habe, habe ich mich auf Anraten meines Arztes entschlossen, meine inzwischen festgestellte Hiatus-Hernie (Zwerchfellbruch) operativ entfernen zu lassen.
1985 wurde bei mir eine Fundoplicatio nach Nissen durchgeführt (Manschette aus Magen-Gewebe um den Übergang Speiseröhre-Magen).
Leider erfolgte keine Nachbehandlung oder körperliche Schonung nach der Operation, sodass die Operation im Endeffekt erfolglos war.
Mit den Jahren wurde mein Reflux immer schlimmer, sodass ich bald nur noch fast im Sitzen schlafen konnte und ich mich auch nicht mehr bücken konnte, da sonst der Mageninhalt in die Speiseröhre „zurücklief“.
Das Sodbrennen habe ich mit Antra (Omeprazol) unterdrückt, trotzdem war meine Speiseröhre im unteren Bereich schon stark geschädigt (Refluxösophagitis).
Daher habe ich mich entschlossen, 1998 nochmals eine Fundoplicatio nach Nissen durchführen zu lassen.
Durch gute Nachbehandlung (REHA) und körperliche Schonung nach der Operation, war die Operation erfolgreich.
Da die Speiseröhre schon beschädigt war, wurde jährlich eine Nachuntersuchung (Gastroskopie) durchgeführt.
2006 wurde bei einer Gastroskopie eine noch stärkere Schädigung der Speiseröhre (Long-Barrett-Syndrom) festgestellt und 2007 wurden dann bei der Gastroskopie mit Gewebeentnahme bösartige Zellen gefunden (Long Segment Barrett-Ösophagus mit V.a. multifokale high-grade intraepithelialer Neoplasie, Vorstufe eines invasiven Karzinoms).
Da die bösartigen Zellen auf die Schleimhaut begrenzt waren, bestand evtl. die Möglichkeit, diese unter Erhalt der Speiseröhre zu entfernen.

Nach eingehender Beratung durch Prof. Dr. Arnulf H. Hölscher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie und auf dessen Anraten war jedoch eine vollständige oder teilweise Entfernung der Speiseröhre erforderlich, die dann durch den Magen (Magenhochzug) oder durch ein Segment des Dickdarms ersetzt werden sollte.
Aufgrund meines Alters (66 Jahre) und der doch sehr umfangreichen Operation wurde ich 5 Tage stationär „durchgecheckt“, ob ich auch „fit genug“ bin, um die Operation schadlos zu überstehen.
Da ich in den letzten 2 Jahren täglich 2000 Meter im Freibad geschwommen bin, war ich körperlich fit und bei den Untersuchungen wurden auch keine organischen Schäden festgestellt, sodass nichts gegen eine Operation einzuwenden war.
Die Operation wurde im Mai 2007 durchgeführt.
Der Magen war leider als Speiseröhrenersatz nicht geeignet, da er durch die beiden vorhergehenden Operationen zu stark geschädigt war, sodass ein Segment des Dickdarms als Speiseröhrenersatz genutzt werden musste (Transmediastinale Ösophagektomie, Rekonstruktion durch isoperistaltisches Koloninterponat (45 cm) mit zervikaler Ösophagokolostomie).
Die Operation verlief ohne Komplikationen, sodass ich 2 Tage nach der OP von der Intensiv Station auf eine „normale Station“ verlegt wurde und nach weiteren 11 Tagen die Klinik verlassen konnte.
Die Histologie ergab, dass die Muskelschichten der Speiseröhre und die angrenzenden Lymphknoten nicht mit bösartigen Zellen befallen waren, sodass eine Chemotherapie nicht erforderlich war.
Da die Operation hervorragend ausgeführt wurde, habe ich bis heute keine Schmerzen oder Schluckstörungen (nochmals vielen Dank an die medizinische Abteilung).
Nach der Entlassung aus der Klinik war ich 4 Wochen zur AHB in einer REHA-Klinik, um mich körperlich wieder aufzubauen und meine Körperfunktionen an die neue Situation anzupassen.
Vor der Operation habe ich 83 kg gewogen.
Durch die Operation habe ich ca. 2 kg verloren.
Nachdem 1 Woche nach der OP die künstliche Ernährung abgesetzt wurde, habe ich in 5 Wochen 10 kg abgenommen und habe dann 26 Wochen gebraucht, um mein normales Gewicht von 83 kg wieder zu erreichen.
Meine vorherige Fitness habe ich trotz intensivem Training bis heute nicht erreicht, wo ich vorher 2000 Meter ohne Pause geschwommen bin, muss ich heute nach 50 Metern schon eine Pause machen.
Natürlich funktioniert auch mein Körper nicht mehr so wie vor der Operation, da ein Dickdarm doch etwas anders arbeitet als die Speiseröhre, der Magen kleiner ist und der verbleibende Dickdarm auch um 45 cm kürzer ist.
Ich kann zwar fast alles essen, aber die Mahlzeiten müssen auf mindestens 6 gleichgroße Portionen pro Tag verteilt werden.
Nach den Mahlzeiten habe ich sehr oft Magenschmerzen, die sich aber nach einer kurzen Ruhephase im Liegen bessern.
Häufig habe ich Durchfall und Darmkrämpfe vor und nach dem Stuhlgang.
Seit Anfang 2009 bin ich in der Selbsthilfegruppe-Speiseröhre (SHG-S), um mit anderen Teilnehmern Erfahrungen über Speiseröhrenerkrankungen auszutauschen.