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 Herr B. aus Brandenburg:

Vom Krebs zurück ins Leben - Erfahrungsbericht

Das Krebs nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Leben regelrecht auf den Kopf stellt, davon hatte ich mal gelesen, dass dies für mich einmal Realität werden sollte, hätte ich niemals gedacht. Ich lebte gesund, trieb Sport, war Nichtraucher und trank keinen Alkohol.
Bereits seit 1975 litt ich des öfteren unter Sodbrennen, welches ich bei auftretenden Beschwerden im Rahmen der Selbstmedikation mit Kautabletten behandelte. Das dies möglicherweise ein Warnsignal meines Körpers sein könnte, dachte ich mir damals nicht. Im Jahr 2000 wurde im Rahmen einer Gastroskopie das Barrett-Syndrom festgestellt. Eine zielgerichtete Aufklärung und Behandlung erfolgte durch den Haus­arzt nicht.
Dann, zwei Tage vor Beginn meiner Berentung und dem Ende meiner beruflichen Tätigkeit erhielt ich bei einer Gastroskopie im Krankenhaus die Diagnose Speisenröhrenkrebs. Nach einem kurzen Aufklärungsgespräch mit dem Chirurgen entschloss ich mich im März 2001 zur sofortigen Operation, die mir damals die Chemo- und Strahlentherapie ersparte.
Die Ursache für meinen Speiseröhrenkrebs sehe ich heute in 30 Jahre langem beruflich bedingtem Dauerstress und Passivrauchen.
Über die Folgen der Operation wurde ich nicht aufgeklärt, eine psychologische Beratung erfolgte ebenfalls nicht. 11 Tage Intensivstation, davon 3 Tage im Koma brachten mir nach einer misslungenen Anschlussheilbehandlung über 6 Jahre schwere Depressionen. Auch litt ich unter Suizidabsichten, die ich jedoch mit Hilfe von Medikamenten abmildern konnte. Das Leben schien vom Krebs besiegt. Die rein medizinische Nachsorge (Gastroskopie) erfolgte in den folgenden Jahren regelmäßig, doch ständig musste ich selbst um einen Nachsorgetermin im Krankenhaus regelrecht „betteln". Für die Ärzte schien der Fall klar: Kein Rückfall und Wiederauftreten der Erkrankung - Was wollen Sie noch? Doch ich hatte ständige Schmerzen, Säurehusten, Anämie und unter anderem unvorstellbares seelisches Leid...
Bei einer Kur 2003 verschlechterte sich mein Zustand, der durch starke Depressionen gekennzeichnet war, immer mehr. Der Grad der Behinderung wurde auf 90% festgesetzt. Schließlich wurde meine Ehefrau, die noch im Erwerbsleben steht, durch die seelischen Belastungen ebenfalls krank. Sollte es so weiter und immer weiter bergab gehen? Es dauerte einige Zeit, bis ich über meine Situation nachdenken konnte. Doch dann erkannte ich:
So kann es nicht weitergehen! Mir war klar, meinen Lebenswillen brauche ich zurück! Und so begann ich zunächst mit „Sport-Radfahren" mich aus dem Tief- mit kleinen Erfolgserlebnissen - langsam und Stück für Stück herauszuziehen.
Dazu trugen bei - ein gutes Fahrrad, ein guter Rundkurs von 17 km Länge durch die Natur, zweckmäßige Bekleidung um Wind und Wetter trotzen zu können. Und so schaffte ich mit Freude und vor allem auch in Maßen jeden Monat ca. 500 km. Schon bald darauf wollte ich mehr... und besuchte fortan 1x wöchentlich die Sauna. Mein Immunsystem und meine Selbstheilungskräfte waren aktiviert und das alles ohne Psychopharmaka.
Ich gewann wieder Selbstvertrauen und analysierte genau meine Krankengeschichte, suchte nach Hilfe ... und forderte meine Rechte als mündiger Patient ein und nahm Hilfe an, wenn Sie mir geboten wurde. Ich spürte förmlich wie ich langsam ins Leben zurückfand, ging unter die Leute und knüpfte Kontakte. Auch die Suche nach einem „richtigen" Arzt gehörte für mich dazu. Schließlich konnte ich anderen Betroffenen durch meine Erfahrungen wichtige Informationen bieten, getreu der Lebensweisheit:
„Du musst der Manager der eigenen Krankheit sein, wenn du den Krebs besiegen willst!‟
Doch würde ich heute nicht mehr leben, Wenn meine Frau und mein Sohn mir nicht so selbstlos trotz ihrer eigenen Berufstätigkeit Hilfe und Unterstützung geboten hätten. Wo ich heute stehe - das verdanke ich hauptsächlich meiner Familie. Sie haben mir geholfen, mich nie aufzugeben und mir die Kraft gegeben meine eigenen Kräfte und meinen Lebenswillen wieder zu finden.